
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Wildkamel (Camelus bactrianus) - Ahne des Hauskamels
Das Hauskamel zählt in vielen Ländern zum engsten Gefährten
des Menschen. In Zentralasien ist es überall gegenwärtig
und sichert noch heute unter härtesten Bedingungen
das Überleben der Wüstennomaden. Sein Ahne hingegen, das
Wildkamel, gerät zunehmend in Vergessenheit. Dem scheuen
Wüstenbewohner nützt die Beliebtheit seiner Verwandten
nichts. Die Art steht vor dem Aussterben.
Wildkamele haben nur noch in der Mongolei und im äußersten
Nordwesten Chinas überlebt, in den unzugänglichen Wüstengebieten
der Gobi und der Takla Makan. Als rastlose
Nomaden unternehmen sie ausgedehnte Wanderungen, immer
auf der Suche nach Saxaul-Büschen, ihrer Hauptnahrung. Wie
kein anderes Großtier sind sie dabei an das extreme Leben in
den kargen Kaltwüsten angepasst. Tagelang können sie ohne
Nahrung auskommen, wochenlang nur von dornigem Gestrüpp
und brackigem Wasser leben.
Trotzdem gehen die Bestände der letzten wilden Kamele
immer weiter zurück. Menschliche Aktivitäten wie Viehzucht,
Bergbau und der Aufbau neuer Grenzanlagen beschneiden ihre
Wandergebiete, blockieren die wenigen Oasen. Verwilderte
Hauskamele dringen immer weiter in die letzten Refugien
ihrer Ahnen vor. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatten die
Wildkamele die zwanzigfache Fläche an Lebensraum zur Verfügung.
Sie konnten natürliche Dürreperioden überstehen,
indem sie einfach in andere, oft Hunderte von Kilometern entfernte
Oasen abwanderten. Wenn diese Ausweichmöglichkeiten
fehlen, werden Trockenzeiten zu einer ernsten Gefahr für
die Herden. Besonders die Jungtiere überleben dann nicht einmal
ihr erstes Lebensjahr.
Karawane ins Jenseits?
Wie viel Wildkamele in den Wüsten zwischen Altai und dem
Tienschan überlebt haben, ist schwer zu sagen. Sicher ist nur,
daß es immer weniger werden. Der verbliebene Bestand ist in
mehrere Herden zersplittert, die durch die mongolisch-chinesische
Grenze voneinander getrennten werden. Aktuelle chinesische
Bauprojekte haben die Errichtung weiterer Grenzzäune
zum Ziel - neue Barrieren in der früher grenzenlosen Wüste.
Inzucht, Überalterung und Hybridisierungen mit Hauskamelen
schwächen die isolierten Herden zusätzlich. In China werden
Wildkamele zudem auch heute noch gewildert. Über die Situation
der im chinesischen Atomtestgelände Lop Nor lebenden
Herde ist nichts bekannt.
Echte Wildkamele gibt es momentan in keinem Zoo der
Welt. Es existiert somit keine »stille Reserve« für den Fall des
plötzlichen Erlöschens der letzten natürlichen Vorkommen. Die Erhaltung der Wildbestände ist daher die einzige Möglichkeit,
diesen einzigartigen, noch weitgehend unerforschten
Großsäuger vor dem Aussterben zu bewahren. Mongolische
und chinesische Wissenschaftler und Naturschützer benötigen
dringend internationale Unterstützung, insbesondere bei ihren
Initiativen zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit.
Der Anfang ist gemacht
- In China und in der Mongolei ist das Wildkamel in den
Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Tierarten aufgeführt
und es herrscht ein generelles Jagdverbot. In der
Mongolei nahm die Regierung Naturschutz als politische
Notwendigkeit in die Verfassung auf, und entwickelte einen
Plan, mindestens 30 % der Landesfläche unter staatlichen
Schutz zu stellen.
- In der Mongolei und in China existieren zwei Kleinstgruppen
von Wildkamelen in menschlicher Obhut. Sie könnten
dem geplanten Erhaltungszuchtprojekt dienen.
- Zusammen mit mongolischen Naturschützern haben Wissenschaftler
von Naturschutz International und der Denver
Zoological Foundation Wildkamel-Populationen aus der
Luft gezählt und erste konkrete Daten über die mongolischen
Populationen gewonnen. Auf einer aktuellen Forschungsreise
konnten umfangreiche Bild- und Filmdokumentationen
zum Verhalten der Tiere gesammelt werden.
Weitere Expeditionen sind geplant.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Ermittlung der verbliebenen Wildkamelpopulationen im
gesamten Verbreitungsgebiet.
- Ursachenforschung zum anhaltenden Bestandsrückgang
in der Mongolei und in China, insbesondere zu den
hohen Jungtierverlusten und Krankheiten.
- Unterstützung der mongolischen und chinesischen Regierung
beim Aufbau großräumiger Schutzgebiete und Förderung
grenzüberschreitender Kooperationen. Erarbeitung
eines Managementplanes für das Wildkamel mit
Festlegung der wichtigsten Schritte von Naturschutzmanagement,
Politik und Wissenschaft zum Schutz der Art.
- Durchführung von Trainingskursen und Verbesserung der
Ausrüstungen in den Schutzgebieten, sowie Errichtung
einer Forschungs- und Schutzstation in unmittelbarer
Nähe zur Wildpopulation.
- Abtrennung aller in Gefangenschaft gehaltenen Wildkamele
in der Mongolei und in China von den dortigen
Hauskamelen, um Bastardisierung der wilden und domestizierten
Formen zu verhindern.
- Start eines Erhaltungszuchtprogrammes von Wildkamelen
in einem Zoo außerhalb der Mongolei bzw. Chinas.
- Öffentlichkeitsarbeit in China und in der Mongolei.
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