
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Weißwangengibbon (Hylobates leucogenys) - Der Meistersinger
Gibbons sind kleine Menschenaffen, die in den Wäldern
Südostasiens vorkommen. Sie verbringen ihr Leben, das
mehrere Jahrzehnte dauern kann, in den Baumkronen und betreten
kaum jemals den Boden. Die Partner eines Paares bleiben
zeitlebens zusammen und demonstrieren der Umwelt ihre
Bindung durch »Duettgesänge«. Dabei singen Männchen und
Weibchen mit lauten, aufeinander abgestimmten Tonfolgen,
und der Fachmann kann die einzelnen Gibbonarten an dem
für jede Art typischen Gesang erkennen. Nach menschlichem
Empfinden reicht die »Gesangsqualität« von ohrenbetäubendem
Lärm bei einigen Gibbon-Arten bis hin zur anmutigen,
melodiös-melancholisch klingenden Strophe der Weißwangengibbons
aus Indochina. Der Gesang dieser Gibbonart wird für
jeden, der das Glück hatte, sie jemals im morgendlichen Regenwald
zu hören, unweigerlich zur »Stimme der Landschaft«
Indochinas.
Tödliche Liebe
Im Gegensatz zu den anderen Affen Indochinas wird Gibbons
kaum zur Herstellung traditioneller chinesischer Medizin
nachgestellt. Gejagt werden sie trotzdem: Weil Gibbonbabys in
ihrem Verhalten und ihren ersten Entwicklungsphasen so unglaubliche
Ähnlichkeit mit menschlichen Kleinkindern haben,
sind sie als rührende Haustiere begehrt.
Gibbonbabys können nur gefangen werden, indem man die
Mütter aus den Baumkronen schießt. Doch die meisten Jungtiere
werden ebenfalls durch den Schuss oder den Aufprall auf
den Boden getötet. Nur eines von zehn überlebt. Zehn getötete
Gibbonmütter, neun dabei »versehentlich umgekommene«
Säuglinge und zehn vereinsamte Gibbonmänner, die nur wenig
Aussicht haben, eine neue Partnerin zu finden und somit zum
Erhalt ihrer Art beizutragen, sind das bittere Ergebnis eines ins
Absurde verkehrten menschlichen Bedürfnisses, für ein kleines,
hilfloses Geschöpf »liebevoll« zu sorgen. Kein Wunder, dass die »Stimme Indochinas« bereits weitgehend
verschwunden ist. Die meisten der verbliebenen
Waldfragmente Vietnams bleiben heute stumm, und die allermeisten
Kinder Vietnams kennen das melancholische Morgenkonzert
gar nicht mehr, das einst zu ihrem Land gehörte wie
bei uns der Gesang der Amsel im Frühsommer.
Der Anfang ist gemacht
- Vietnam, aber auch die Nachbarländer Laos und Kambodscha,
haben in den letzten Jahren zunehmend strengere Gesetze
zum Schutz der Umwelt und der freilebenden Tierwelt
erlassen. Unendlich langsam zwar, aber dennoch
stetig, werden diese - zumindest in einigen Provinzen - zunehmend
umgesetzt.
- Eine wichtige Voraussetzung für die Durchsetzung von Artenschutzgesetzen
in Vietnam war die Gründung (auf deutsche
Initiative und nach wie vor mit maßgeblicher deutscher
Beteiligung) des Endangered Primate Rescue Centre
(EPRC) - einer Affen-Erhaltungsstation - im Cuc Phuong
Nationalpark. Nicht nur werden dort beschlagnahmte Gibbonbabys
aufgepäppelt und frühzeitig mit Artgenossen zu
Paaren vereint, sondern von dort aus werden Schulungskurse
für Forstbeamte und lokale Behörden in den Artenschutzgesetzen
organisiert und durchgeführt. Da das EPRC
inzwischen auf der Reiseroute vieler nationaler und internationaler
Touristen steht, laufen dort auch viele Informationen
über illegal gehaltene Affen im Land zusammen,
so dass entsprechende Schritte eingeleitet werden können.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Unterstützung der Gibbonhaltung im EPRC durch langfristige
Übernahme der Pflegekosten für zehn Gibbonpaare.
- Finanzierung zweier zusätzlicher Mitarbeiter des EPRC,
die entsprechend ausgebildet im Umfeld von Schutzgebieten
Schulungskurse für Forstbeamte und lokale Behörden
in Naturschutz- und Umweltgesetzgebung durchführen.
- Vom EPRC ausgehende finanzielle und fachliche Hilfe
beim Schutz der noch vorhandenen Gibbonpopulationen
in der Provinz Son La und im Schutzgebiet Kim Hy.
- Rückführung von in Thailand beschlagnahmten vietnamesischen
Gibbons und Integration in das Erhaltungsprogramm
in Cuc Phuong.
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