
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
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Visayas - Mähnenschwein (Sus cebifrons) - Das etwas andere Schwein
Schweine sind auf der Erde weit verbreitet. Ihre höchste Artenvielfalt
erreichen sie in der indonesisch-philippinischen
Inselwelt. Fast jede der größeren Inseln dort hat ihre eigene,
nur hier vorkommende Schweineart.
Schweine dienen größeren Raubtieren als begehrte Beute,
als Allesfresser treten sie gegenüber kleineren Tierarten hingegen
selbst als »Raubtiere« auf. Sie sind somit ein Schlüsselglied
in der Mitte der Nahrungskette.
Mit ihren Rüsselnasen pflügen Schweine zur Nahrungssuche
den Waldboden um. Im Zuge dieser Wühltätigkeit entwurzeln
sie so manche Pflanze, während der aufgelockerte Boden
Pflanzensamen erst das erfolgreiche Keimen ermöglicht. So
nehmen die Schweine als »Ackerbauern des Waldes« auch Einfluss
auf die Pflanzenvielfalt und -zusammensetzung im Wald.
Das Visayas-Mähnenschwein lebt auf Inseln, auf denen es
nie größere Raubtiere gab. Unter diesen Umständen wäre
diese Art bei der bei Schweinen üblichen »Viele-Kinder-Überlebensstrategie« schnell zum Zerstörer seines eigenen Lebensraumes
geworden, hätte die Evolution nicht für Anpassung gesorgt: Visayas-Mähnenschweine produzieren pro Wurf nur zwei bis
drei Frischlinge und nicht sechs bis zehn, wie andere Schweinearten.
Zudem sind erwachsene Visayas-Mähnenschweine
deutlich kleiner als verwandte Arten und leben - soweit wir
wissen - in kleineren Gruppen. Somit war das Verhältnis von
»Schweinearbeit« und begrenzter Inselfläche im Gleichgewicht
- bis der Mensch kam...
Ohne Schwein
kein Happy-End
Wie alle anderen größeren Tierarten auf den Visayas-Inseln
werden auch die Mähnenschweine intensiv gewildert. In den
letzten noch vorhandenen Waldfragmenten lässt man Hausschweine
weiden. Die wenigen Visayas-Mähnenschweine finden,
von allen Seiten bedrängt, immer seltener Artgenossen
zur Fortpflanzung, und so kommt es zunehmend zu Kreuzungen
mit den Hausschweinen. Die Mischlinge sind - wie die Hausschweine selbst - größer als die Mähnenschweine, produzieren
mehr Nachkommen und leben in großen Gruppen; sie
haben also genau jene Eigenschaften verloren, durch die die
Visayas-Mähnenschweine an das empfindliche Ökosystem ihrer
Tropeninseln angepasst sind. Sollte durch diesen Prozess das
letzte reinblütige Visayas-Mähnenschwein verschwinden, kann
dessen ökologische Nische deshalb nicht durch Mischlinge
oder andere Schweineformen besetzt werden und müsste leer
bleiben - mit potentiell fatalen Folgen für das ohnehin bereits
stark geschädigte Ökosystem dieser Inseln.
Der Anfang ist gemacht
Ein Zuchtprojekt für reinblütige Visayas-Mähnenschweine
mit dem langfristigen Ziel der Auswilderung auf den Inseln
Negros und Panay hat begonnen.
Auch in Deutschland gab es in der ersten Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts durch die »Waldmast« von Hausschweinen
viele Wildschwein-Mischlinge. Die zunehmende Stallhaltung
von Hausschweinen machte schließlich den Weg frei für die
Auswilderung aus Osteuropa importierter reinblütiger Wildschweine.
Da sich in Zukunft auch auf den Philippinen die
Schweinezucht zur Stallhaltung hin entwickelt, wird somit in
der Zukunft eine Wiederansiedlung reinblütiger Visayas-Mähnenschweine
denkbar.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Kontinuierlicher Ausbau der Erhaltungszucht auf den Inseln
Panay und Negros auf mehrere hundert Tiere.
- Aufklärung der politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsträger
über das Problem der genetischen Vernichtung
philippinischer Schweineformen.
- Langfristige Vorbereitung von Wald-Renaturierungsmaßnahmen
einschließlich der Auswilderung reinblütiger Pustelschweine.
- Erfassung der Bedrohung von Wildschweinformen auf
anderen philippinischen Inseln und Einleitung von Rettungsprogrammen
analog zu dem bereits angelaufenen
auf den Inseln Negros und Panay.
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