
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Roloway-Meerkatze (Cercopithecus diana roloway) - Die Waldreste Westafrikas
Afrika ist das Sinnbild für Exotik und wilde Tiere. Aber im
Gegensatz zu den Großtierherden der ost- und südafrikanischen
Savannen oder der geheimnisumwitterten Tierwelt des
Kongobeckens ist die bunte Lebensvielfalt des westafrikanischen
Waldgürtels von Senegal bis Nigeria der Öffentlichkeit
nahezu unbekannt. Dabei beheimatet dieses Regenwaldband
am Südrand der Sahara eine völlig eigenständige Tierwelt: Tausende von Arten und Unterarten, die es nirgendwo anders auf
der Welt gibt. Diese ungeheure Artenvielfalt verteilt sich nicht kontinuierlich
über den gesamten Regenwald Westafrikas, sondern wird
durch von Nord nach Süd fließende Flüsse tortenstückartig
zergliedert. Jeder dieser Bereiche stellt ein eigenes Endemismus-
Zentrum dar - also ein Gebiet mit nur dort und nirgends
sonst auf der Erde vorkommenden Tierformen.
Die Jagdgöttin im Namen -
die Jäger im Genick
Heute ist der einstige Regenwaldgürtel Westafrikas von
Menschenhand zerstückelt - von einigen der »Tortenstücke«
sind dabei nur noch klägliche Krümel übrig geblieben. Besonders
schwer betroffen sind dabei die westliche Elfenbeinküste
und die angrenzenden Ostteile des Staates Ghana. Der riesige
Waldteppich von einst ist nahezu verschwunden, und Tierformen
wie die Weißscheitelmangabe (Cercocebus atys lunulatus)
oder die Roloway-Meerkatze, die ausschließlich hier vorkommen,
gehören zu den bedrohtesten Arten ganz Afrikas. Nur
wenige Hundert Individuen haben von beiden Affenarten überlebt,
denen zudem ein Heer von Jägern im Nacken sitzt. Diese
gelangen mit den Holzfällern in die letzten Regenwälder. Nagetiere,
Antilopen und Affen werden gejagt, um die Märkte in
den Städten mit so genanntem »Buschfleisch« aus dem Regenwald
zu versorgen. Dieses Wildtierfleisch dient dabei nicht der
Versorgung der armen Menschen, die sich anderes nicht leisten
können, sondern der Befriedigung kulinarischer Gelüste der Besserverdienenden: »Buschfleisch« ist in weiten Teilen
Afrikas drei- bis viermal so teuer wie Rind- oder Schweinefleisch.
Die Roloway-Meerkatze, die den Namen der Jagdgöttin
»Diana« in ihrem wissenschaftlichen Namen trägt, ist einerseits
durch ihre Anpassung an die Primärwälder, andererseits durch
ihr lautstarkes Verhalten sowohl durch die Holzfällerei als auch
durch die Jagd in besonderem Maße gefährdet. Sie ist mittlerweile
der Ausrottung so nahe wie keine andere Affenart Afrikas!
Der Anfang ist gemacht
- Zumindest auf dem Papier existieren einige Schutzgebiete,
in denen Ende der Neunziger Jahre noch Restbestände
der Roloway-Meerkatze gesehen wurden. Es sind dies
das Ankasa-Wild-Reservat, das Krokosua-Hills-Waldreservat,
der Nini-Suhien Nationalpark in Ghana sowie das
Yaya-Waldreservat im Staat Elfenbeinküste.
- In den Neunziger Jahren wurden mehrere Untersuchungen
von Waldgebieten mit wahrscheinlichen Vorkommen
der Roloway-Meerkatze und anderer bedrohter Affenarten
unternommen. Darauf aufbauend lassen sich nun
weitere Bestandsaufnahmen und vor allem erste Schutzmaßnahmen
durchführen.
- Unter Führung des Zoo Mulhouse in Frankreich begann in
den Achtziger Jahren ein Erhaltungszuchtprogramm für die
Roloway-Meerkatze. Mit derzeit 29 Tieren in Zoos in Europa
gehört die Roloway-Meerkatze noch zu den seltensten
Tieren in menschlicher Obhut, aber ihr Bestand in Zoologischen
Einrichtungen wächst allmählich.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Erfassung aller noch bestehenden Vorkommen (und
somit des Weltbestandes) der Roloway-Meerkatze und
der Weißscheitelmangabe in den Restregenwäldern ihres
Vorkommensgebietes, besonders in dem vielversprechenden,
aber bisher nicht näher untersuchten Ehy-Wald am
Tano-Fluss in der Elfenbeinküste.
- Basierend auf den nationalen Schutzgesetzen und in Zusammenarbeit
mit lokalen Entscheidungsträgern Aufbau
von Wildhütereinheiten in ausgewählten Schutzgebieten
(z.B. dem Krokusa Hills Forest Reserve in Ghana), Anstellung
von sorgfältig ausgewählten Jägern in diesen Einheiten,
da so die Zahl der Gefahrenträger für die Arten
verringert wird und gleichzeitig deren Arten- und Gebietskenntnis
genutzt werden kann.
- Begründung einer Umweltbildungs-Kampagne zur Verdeutlichung
der Rolle der letzten Regenwälder für das gesamte
Ökosystem. Aufklärung der Bevölkerung auch
durch Naturschutz-Bildung der Kinder in den Dörfern.
Herausstellen der bedeutenden Rolle gerade von Fruchtfressern
wie der Roloway-Meerkatze für den langfristigen
Bestand des Ökosystems Regenwald.
- Errichtung einer lokalen Auffang- und Erhaltungszuchtstation
für beschlagnahmte Affen (voraussichtlich im Zoo
der ghanaischen Hauptstadt Accra). In Kooperation mit
den in der Haltung von Roloway-Meerkatzen erfahrenen
Zoos in Europa Ausbau der Erhaltungszucht für die bedrohte
Affenart in Afrika selbst. Ein wichtiger Partner ist
hierbei der Zoo Heidelberg.
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