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Präriehund

Präriehund (Cynomys ludovicianus) - Kolonist mit Familiensinn

Auf den ersten Blick erinnern Präriehunde sehr an Murmeltiere. Sie sind allerdings kleiner und ihr Fell ist meistens kürzer und glatter. Wie Murmeltiere gehören Präriehunde zu der ursprünglichsten Gruppe der Nagetiere, den Hörnchenverwandten (Sciuromorpha). Man unterscheidet heute fünf Arten, von denen der Gemeine Präriehund (Cynomys ludovicianus), der wegen seiner schwarzen Schwanzspitze auch Schwarzschwanz-Präriehund genannt wird, der bekannteste ist. Beim Schwarzschwanz-Präriehund handelt es sich um die Art, die die Prärien des Mittleren Westens der USA in großen Kolonien besiedelte und auch in vielen Filmen über die Prärie und deren Tierwelt eine entscheidende Rolle spielte. Präriehunde werden etwa 35 cm lang und 1,5 kg schwer. Sie haben ein gelblich-graues bis braunes Fell, das leicht gesprenkelt wirkt. Gemäß ihres Lebensraumes besteht ihre Nahrung fast ausschließlich aus Gras.

Bekannt sind Präriehunde für ihre riesigen Kolonien mit vielen tausend Tieren. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass diese Kolonien aus vielen einzelnen Familiengruppen bestehen, die jeweils ein kleines Territorium abgrenzen. Solche Verbände setzen sich meistens aus einem Männchen, ein bis vier Weibchen und deren Jungtieren zusammen. Im Zentrum des Familien-Territoriums befindet sich ein unterirdisches Bausystem aus mehreren Gängen und mit Gras ausgepolsterten Kammern. In einer offenen Landschaft wie der Prärie ist eine solche Wohnanlage für kleine, als Beute äußerst begehrte Tiere sehr wichtig; es gibt kaum Sträucher und Unterholz und damit auch nur wenig andere Möglichkeiten, um sich vor Beutegreifern zu verstecken. Um den Eingang zum Bau herum legen Präriehunde bis zu 60 cm hohe, kegelförmige Erdhügel an. Diese entstehen mehr oder weniger automatisch beim Ausheben der unterirdischen Wohnung, haben aber einen großen Nutzen für die Familie. Sie werden ständig als Ausguck nach Beutegreifern genutzt. Wird ein potentieller Feind entdeckt, so stößt der Entdecker einen bellenden Ruf aus, der den Präriehunden ihren Namen eingebracht hat. Die Warnung wird von der eigenen Familiengruppe, aber auch von angrenzenden Familien sofort verstanden und kann sich über die ganze Kolonie ausbreiten. Die Tiere suchen dann sofort ihren Bau auf und verharren meistens in einer eher provisorischen, nicht sehr ausgebauten Kammer in der Nähe des Eingangs. Die Erdhügel um den Eingang zur Wohnanlage haben aber noch eine weitere Funktion: Sie schützen die Baue vor Überschwemmungen nach starken Regengüssen und die Präriehunde somit vor dem Ertrinken. Auch im Winter hat die Wohnanlage eine große Bedeutung für die Präriehunde; sie bietet dann nämlich einen guten Schutz vor dem rauhen Wetter. In der Prärie herrscht im Winter eisiges Kontinentalklima. Der Frost dringt dabei weit in das Erdreich vor. Daher sind die Baue der Präriehunde sehr tief angelegt. Ein Gang führt dabei bis zu fünf Meter steil in die Tiefe. Erst dann zweigen weitere Gänge mit den Kammern an ihren Enden ab. Obwohl sich Präriehunde im Winter längere Zeit relativ inaktiv im Bau aufhalten können, geht man davon aus, dass sie keine echten Winterschläfer sind.

Die Jungtiere bleiben etwa zwei Jahre lang in der Familiengruppe. In diesem Alter werden sie geschlechtsreif. Junge Männchen werden dann von ihrem Vater vertrieben und suchen sich meistens am Rande der Kolonie einen eigenen kleinen Bezirk, den sie zunächst allein bewohnen. Bald aber kommen Weibchen hinzu und eine neue Familie gründet sich. Innerhalb des Familienverbandes herrscht eine Rangordnung, die durch Balgereien festgelegt wird. Ist sie etabliert, gehen Präriehunde sehr liebevoll miteinander um. Begrüßungsszenen mit Mund-Mund-Kontakt, dem so genannten Erkennungskuss, sind unter Präriehunden sehr beliebt. Außerhalb der Paarungszeit sind die Familien auch gegenüber anderen Gruppen überaus friedlich. Es herrschen sozusagen gutnachbarschaftliche Beziehungen.

Im letzten Jahrhundert hat sich das Bild der Prärie sehr gewandelt. Große Teile der ehemals riesigen offenen Graslandschaften sind inzwischen in Weideland umgewandelt worden. Die umfangreichen Erdarbeiten, die Präriehunde ausführen, standen dieser Umwandlung entgegen. Unebenheiten und Löcher im Boden gefährdeten die Rinder und erschwerten den Ackerbau, so dass Präriehunde von Farmern und Ranchern als Schädlinge angesehen und verfolgt wurden. Auch wegen ihres Fleisches wurden Präriehunde gejagt. Auch wenn die Bestände durch die Veränderungen in seinem Lebensraum und die Verfolgung durch den Menschen abgenommen haben, gehört der Schwarzschwanz-Präriehund auch heute noch zu den häufigeren Arten. Ihre vielen Anpassungen an das Leben in der Prärie und ihr effektives Frühwarnsystem machen Präriehunde zu wahren Überlebenskünstlern.




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