
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Moschustiere (Moschus spp.) - Parfümierte Hirsche
Ohne Geweih, aber mit bis zu sechs Zentimeter langen,
hauerartigen Eckzähnen im Oberkiefer sehen Moschustiere
auf den ersten Blick gar nicht aus wie Hirsche. Und
tatsächlich nehmen sie eine Sonderstellung ein. Über 20 Millionen
Jahre veränderten sie sich kaum und verkörpern einen
urtümlichen, von Anfang an erfolgreichen Urtypus der Hirschartigen.
Moschustiere fressen über 130 verschieden Pflanzenarten,
häufig sind sie sogar auf von Bäumen herabhängende Flechten
spezialisiert. Sie sind die einzigen Hirsche, die mühelos schräge
Bäume bis zu den Kronen ersteigen können und dort Blätter,
Zweige und Baumflechten abfressen. Und noch eine Besonderheit:
Männliche Moschustiere besitzen eine Drüse, die
einen besonderen Stoff produziert - das sagenumwobene Moschus,
begehrter Rohstoff für die asiatische Volksmedizin, legendäres
Elixier für teure Parfüme.
Moschus oder Leben: Ausrottung
um des Luxus Willen
Moschustiere sind ausgesprochene Gebirgsbewohner, die in
den Rhododendron-Bergwäldern von Kaschmir und Tibet über
Südsibirien bis Korea und der fernöstlichen Insel Sachalin vorkommen.
Seit Jahrzehnten sinkt der Bestand der Moschustiere
in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet. Einige der mindestens
vier Arten stehen am Rande der Ausrottung. Neben der Abholzung
letzter naturnaher Wälder wird die Art massiv gewildert.
Moschus wird auch heute noch mit einem Marktwert gehandelt,
der den von Gold um das Fünffache übersteigt. Die
hohen Gewinnspannen lohnen daher für viele das Risiko, bei
der Wilderei erwischt zu werden. Gut zahlende Abnehmer existieren
noch immer, auch wenn renommierte Hersteller in der
Parfümindustrie »Naturmoschus« aus Naturschutzgründen inzwischen
aus ihrer Rohstoffliste gestrichen haben.
Da bei der Jagd im Wald männliche und weibliche Moschustiere
kaum zu unterscheiden sind, schießen die Wilderer jedes
Tier, das ihnen vor die Flinte kommt. Weibchen, die keine Moschusdrüsen
besitzen, bleiben achtlos liegen, ihre Jungtiere verhungern.
Zur Jagd ausgelegte Schlingen machen sowieso keinen
Unterschied zwischen den Geschlechtern. Selbst unter
ökonomischen Gesichtspunkten sind diese Nachstellungen
keine Wildnutzung, sondern sträflicher Vandalismus.
Der Anfang ist gemacht
- Sämtliche Moschustierarten gelten in ihren Verbreitungsgebieten
- von Russland im Norden bis Vietnam und Indien
im Süden - als gefährdet und fallen unter die jeweils nationalen
Schutzgesetze.
- Vereinzelt wurden im Verbreitungsgebiet der Moschustiere
Schutzgebiete ausgewiesen. Auf dem Territorium Russlands
gilt ein - von Wilderern allerdings weitgehend ignoriertes -
Jagdverbot, das nur in Einzelfällen durch Quotenregelungen
gelockert wird.
- In China werden seit den sechziger Jahren Moschustiere in
Farmen gehalten und gezüchtet. Diese Anlagen könnten ein
Ausgangspunkt für eine dauerhafte, die Wildpopulationen
schonende Gewinnung von Moschus sein. Im russischen
»Severtzov Institut für Ökologie und Evolutionsforschung«
werden seit Jahren Forschungsarbeiten zu Lebensansprüchen,
Verhalten und Fortpflanzung von Moschustieren
in menschlicher Obhut durchgeführt.
- Der WWF hat einen (nicht nur für Moschustiere) hoffnungsvoll
stimmenden Dialog mit einflussreichen Vertretern
der traditionellen chinesischen Medizin begonnen.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Durchführung von gezielten Bestandsuntersuchungen der
bedrohten Unterarten des Moschustieres in Russland
und der Mongolei. Einbeziehung der Ergebnisse in die
Planung zukünftiger Schutzgebiete.
- Vernetzung bestehender Schutzzonen mit Moschustiervorkommen
durch Korridore oder zusätzliche Reservate
in den sensiblen Gebirgslebensräumen.
- Aufbau von Wildhütereinheiten zur Kontrolle von Jagdbeschränkungen.
- Durchführung von Seminaren zum Training von Rangern
und Naturschutzmitarbeitern.
- Lobbyarbeit in der Öffentlichkeit und bei nationalen Parlamenten
und Regierungen zur Durchsetzung der bestehenden
Gesetze und verantwortlicher Mitarbeit bei den
Schutzbemühungen.
- Aufbau von Auffangstationen für beschlagnahmte oder
bei der Jagd verletzte Tiere. Aufbau einer Erhaltungszucht
für die am stärksten gefährdeten Unterarten des Moschustieres.
- Unterstützung von Modellvorhaben zur nachhaltigen
Zucht und Farmhaltung von Moschustieren unter der
Voraussetzung, dass diese ohne zusätzliche Wildentnahmen
auskommen. Beratung beim Aufbau einer Vermarktung,
die ausschließlich den Handel mit künstlich oder in
Farmen erzeugten Moschusprodukten betreibt.
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