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Europäischer Maulwurf (Talpa europaea)
Der Europäische Maulwurf, wissenschaftlicher Name Talpa europaea, ist der hierzulande bekannteste Vertreter der Familie der Maulwürfe (Talpidae) aus der Ordnung der Insektenfresser (Insectivora).
Seit 1988 steht der Maulwurf in der BRD auf der "Roten Liste". Der Artenschutz verbietet explizit jegliches Töten der Tiere. Einzig die Vergrämung mit ökologischen Mitteln ist erlaubt. In seltenen Fällen werden bei den unteren Landschaftsbehörden Ausnahmegenehmigungen erteilt. Ebenfalls ist es erlaubt, ihn umzusiedeln.
Er lebt in einem unterirdischen Gangsystem, das er ständig erweitert. Dieses System nutzt er zur Jagd. Im Normalfall wird die dabei anfallende Erde an die Oberfläche geschoben, wobei die charakteristischen Maulwurfshügel entstehen. Bei besonders lockerem Boden fällt kaum Abraum an und bei Schneebedeckung kommt es sogar vor, dass die Gänge durch die Grasnarbe führen. Die Maulwurfshaufen befinden sich im allgemeinen nicht über den Gängen, sondern seitlich darüber, weil die Erde schräg nach oben gedrückt wird. Der größte Teil der Maulwurfsgänge liegt nicht tiefer als 10-20 cm, oft noch oberflächennaher, aber unterhalb der Hauptwurzelregion. Nur im Winter, vor allem bei Frost und bei großer Trockenheit im Sommer, verlegt Talpa europaea seine Aktivität in größere Tiefen von bis zu 50-60 cm. Dies geschieht meist in Anhängigkeit von den Vertikalbewegungen der Regenwürmer, denen er folgt. Neben den Jagdgängen, die pro Tag um bis zu 20 Meter verlängert werden (HAUCHECORNE 1927), legt der Europäische Maulwurf eine Nestkugel von ca. 20 cm Durchmesser an, die mit Laubblättern und Gras ausgepolstert wird (EISENTRAUT 1936; KLEIN 1967). In den Nestkugeln zieht das Weibchen auch die Jungen auf. Die Tiefe der Nestkugel im Boden hängt unter anderem vom Grundwasserstand ab und wird bei Frost, wie die Gänge, tiefergelegt oder es werden Erdhaufen zur Bedeckung darüber geschichtet. Der Maulwurf ist ein guter Schwimmer.
Der Europäische Maulwurf zeichnet sich durch einen walzenförmigen Körper aus. Das Fell ist schwarz und hat keinen Strich. Dadurch kann er in den Gängen rückwärts fast genauso gut laufen wie vorwärts. Typisch sind auch die zu Grabschaufeln umgebildeten Vorderfüße. Sie tragen zusätzlich zu den Fingern noch ein so genanntes Pflugscharbein. Die Augen sind klein, schwarz und im Fell versteckt. Da das Tier sozusagen nachtaktiv lebt, ist es bei zufälligem Auftauchen aus seinem Bau fast blind und seinen Feinden schutzlos ausgeliefert.
Faktoren, die verhindern, dass Maulwürfe das potentielle Höchstalter erreichen, sind neben dem Menschen, der ihnen nachstellt oder Äcker und Wiesen umpflügt, auch Hochwässer, dauerhafter Bodenfrost, Rivalen der eigenen Art und Fressfeinde, wie Fuchs, Bussard, Eulen, Rabenvögel, Störche und Wildschweine. Haushunde beißen Maulwürfe gelegentlich tot, fressen sie aber nicht. Gelegentlich werden Maulwürfe von Hauskatzen erbeutet (GÖRNER & HACKETHAL 1988; HAECK 1969; HERTER 1979).
Maulwürfe leben ausschließlich von tierischer Nahrung, v.a. Regenwürmern und Insekten (Käfer, Käferlarven, Dipterenlarven). Deshalb ist es unnötig sie im Garten zu verfolgen, da sie keine Wurzeln beschädigen. Wohl dagegen die bekannte Wühlmaus - ein Pflanzenfresser -, die oft ähnliche, gewöhnlich aber kleinere, Erdhügel hinterlässt.
Wegen der unterschiedlichen Beurteilung der Nahrungsart und -menge der Maulwürfe kam es in früheren Jahrzehnten zu heftigen Kontroversen über vermeindliche "Schädlichkeit" (Regenwurmvernichter) oder "Nützlichkeit" (Drahtwurmvertilger) von Talpa europaea.
Die Paarungszeit fällt bei mitteleuropäischen Maulwürfen in die Zeit von März bis April. bei einer durchschnittlichen Tragzeit von drei bis vier Wochen fällt die Geburt der jungen Maulwürfe in den engen Zeitraum von Ende April bis Anfang Juni.
Maulwurfweibchen werfen einmal im Jahr zwei bis sechs Junge (HAUCHECORNE 1927; STEIN 1959). Diese Jungtiere sind durch Pigmentierungen der Innenseite der Vorderpfoten zu erkennen. Die im Nest liegenden, anfangs nackten und nur bohnengroßen Jungen sind drei Wochen blind, werden vier bis sechs Wochen gesäugt und beenden die Nestlingszeit nach 1-2 Monaten. Nach 9-12 Monaten erlangen die Jungen die Geschlechtsreife, so dass sie sich meist nach dem ersten Winter an der Fortpflanzung beteiligen.
Vom Maulwurf sind folgende Körpereigenschaften bekannt:
Aufgrund seiner speziellen Muskel- und Knochenkonstruktion kann der der Maulwurf das 32-fache seines Körpergewichts anheben. (Arlton 1936) Ein 100 kg schwerer Mensch müßte entsprechend 3.200 kg anheben.
Maulwürfe benötigen zum Graben das 400 bis 4.000- mal so viel Energie wie zum Laufen an der Erdoberfläche (Vleck 1979, Universität von Arizona.)
Ein 100 g schwerer Maulwurf konsumiert 20-25 kg Würmer und Insekten pro Jahr. (Godfrey und Crowcroft 1960). Nach neueren Beobachtungen geht man von einer täglichen Nahrungsaufnahme von nur 5-50g, mit einem Mittel von 20-30g aus (MELLANBY 1967; WITTE 1981).
Die Grabgeschwindigkeit kann, je nach Bodenbeschaffenheit, bis zu 7 m pro Stunde betragen. Die fertiggestellten Gänge durchläuft der Maulwurf mit einer Geschwindigkeit von bis zu 67 Meter pro Minute (4 km/h). (Godfrey 1955)
Maulwürfe besitzen 2-mal soviel Blut und rotes Hämoglobin wie andere Säugetiere gleicher Größe; dadurch wird der im Erdreich vorhandene geringe Sauerstoffgehalt (bei gleichzeitig hohem Kohlendioxidgehalt) besser nutzbar. (Arlton 1936)
Das Alter von Talpa europaea wird meist mit drei bis vier, maximal fünf Jahren angegeben. Untersuchungen zeigen, dass mehr als zwei Drittel einer Population einjährig oder jünger sind. Drei- und vierjährige Tiere werden nur selten gefunden. (FUNMILAYO 1976; SKOCZEN 1966; HIMMERÖDER 1988).
Der Europäische Maulwurf ist in fast ganz Europa, außer im äußersten Süden (dort vertreten durch Talpa caeca und Talpa romana, über deren taxonomische Stellung noch Uneinigkeit herrscht), Norden und Island in zwei Unterarten, Talpa europaea europaea L. und Talpa europaea frisius P.L.S. MÜLLER verbreitet (STEIN 1950). Für Mitteleuropa ist Talpa europaea nur in der Unterart T.e. frisius nachgewiesen. In den Alpen soll Talpa europaea bis in 2400m Höhe (HERTER 1979) vorkommen.
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