
Mandrill (Mandrillus sphinx) - Geheimnisvoller Primat aus den Urwäldern Westafrikas
In Zoos sind Mandrille zwar "alte Bekannte", dennoch gehören die westafrikanischen "Backenfurchenpaviane" zu den am wenigsten erforschten Primaten. Über ihr Leben im Freiland ist nicht viel bekannt; zu unzugänglich ist der Lebensraum der Mandrille. Im Gegensatz zu den Steppenpavianen bewohnen sie dichte Urwälder, wo nur kurzfristige Beobachtungen möglich sind. Hinzu kommt, dass Mandrille sehr scheu sind und sich menschlichen Blicken meistens schnell entziehen. Fest steht aber auf jeden Fall, dass ausgewachsene, dominante Mandrill-Männer zu den buntesten Säugetieren zählen. Besonders eindrucksvoll ist die gefurchte, blau gefärbte Haut über den Knochenwülsten beiderseits des Nasenrückens, die in einem auffälligen Kontrast zur roten Nasenpartie und den roten Lippen steht.
Nur der "Pascha" trägt Kriegsbemalung
Die auffällige Gesichtsfärbung wird nur von "Haremsmännchen" getragen, ausgewachsenen, kräftigen Mandrill-Männern, die mehrere Weibchen um sich scharen. Zusammen mit Kindern und Jugendlichen können solche Gruppen bis zu 20 Tiere umfassen. Durch die Signalfärbung ist der "Pascha" im dichten Unterholz des Urwaldes jederzeit für die Gruppenmitglieder sichtbar. Sollte er doch einmal außer Sichtweite geraten, ist immer noch seine Stimme zu hören, ein typisches Knurren, mit dem er ständig seinen Standort anzeigt. Die Gruppe orientiert sich am "Haremsmännchen" und ist auf seinen Schutz angewiesen; ausgewachsene Mandrill-Männer besitzen lange, scharfe Eckzähne und sind äußerst wehrhaft. Mit einer Länge von fast einem Meter und einem Gewicht von beinahe 30 kg sind sie doppelt so groß und fast dreimal so schwer wie die Weibchen. Wie bei vielen Primatenarten gibt es auch beim Mandrill verschiedene Formen der sozialen Organisation. Neben den Haremsgruppen gibt es auch Männchengruppen, in denen sich oft bis zu 200 männliche Mandrille unterschiedlichen Alters zusammenfinden.
Mandrille sind überwiegend Bodenbewohner. Nur die leichten Weibchen und Jungtiere klettern häufiger auf Bäume. Zum Ruhen ziehen sich auch die erwachsenen Männchen auf Bäume zurück, bleiben aber meistens in den unteren Stockwerken. Der Speiseplan der Mandrille ist recht reichhaltig; neben vegetarischer Kost, wie Früchten, Blättern, Samen, Nüssen, Knollen und Wurzeln, erbeuten sie auch Wirbellose, vor allem Insekten.
"Dämonisches Grinsen" - gar nicht böse gemeint
Wie sehr man sich täuschen kann, wenn man menschliche Interpretationen eines Gesichtsausdrucks auf Tiere überträgt, zeigt sich bei einem typischen Ausdrucksverhalten der Mandrille: Sie ziehen ihre Mundwinkel nach hinten und die Lippen im Bereich der Eckzähne auseinander, wohingegen sie in der Mitte des Mundes geschlossen bleiben. Gerade bei erwachsenen Männchen wirkt dieser Gesichtsausdruck auf uns Menschen ziemlich Furcht einfößend. Das "dämonische Grinsen", das von Kopfschütteln begleitet wird, hat den Mandrillen bei der einheimischen Bevölkerung den Namen "Teufel des Waldes" eingebracht. Völlig zu Unrecht, denn es ist alles andere als eine bösartige Geste; Mandrille begrüßen sich auf diese Weise und der auf uns Menschen so unangenehm wirkende Gesichtsausdruck hat unter Artgenossen einen beschwichtigenden und freundlichen Charakter.
"Bushmeat" - Mandrille im Kochtopf
Wenn die Entwicklung so fortschreitet wie im Moment, ist die Gefahr groß, dass Mandrille im Freiland ausgestorben sein werden, bevor wir überhaupt etwas über sie erfahren haben. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Zunächst ist das Verbreitungsgebiet der Mandrille sehr klein; sie leben nur in den Wäldern an der Bucht von Kamerun und sind daher gegenüber ökologischen Veränderungen in dieser Region sehr anfällig. Und Veränderungen gibt es hier viele, denn der Lebensraum der Mandrille ist reich an Erdöl und anderen Bodenschätzen, deren Ausbeutung bereits begonnen hat. Als Voraussetzung für den Abbau muss der Wald und damit der Lebensraum der Mandrille und unzähliger anderer Tierarten weichen. Aber selbst dort, wo noch genügend Wald vorhanden ist, ergibt sich eine weitere, sehr direkte Bedrohung. Die Erschließung der Region hat nämlich eine Infrastruktur geschaffen, die den Transport von Waren viel einfacher macht als dies früher der Fall war. Und so gelangen erlegte Mandrille mehr als jemals zuvor als "Bushmeat" aus dem Dschungel in die weit entfernten Kochtöpfe der Hotels an der Küste.
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