
Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus) - Auf Stelzen durch die Savannen Südamerikas
Etwas irreführend ist der Name dieser südamerikanischen Hundeart schon; mit den Wölfen sind die attraktiven Steppenbewohner nicht näher verwandt. Treffender ist der erste Teil des Namens; Mähnenwölfe haben eine charakteristische schwarze Rückenmähne, die steil aufgerichtet werden kann. Der "Aguará Guazu", so wird der Mähnenwolf in Südamerika genannt, ist mit seiner Grösse, seiner rotbraunen Fellfärbung, seinen langen, schwarzen Beinen, der weissen Kehle und Schwanzspitze sowie seiner auffälligen Bewegungsweise sicher einer der schönsten Vertreter der Hundeverwandtschaft. Wie viele auffällige Tiere fand auch er Eingang in die Mythen und Rituale der Menschen. So verwenden die Ureinwohner Südamerikas Fellstücke des Mähnenwolfes als Amulette oder bei religiösen Zeremonien.
Mähnenwölfe sind in jeder Hinsicht sehr ungewöhnliche Hunde. Durch ihren hohen Körperbau wirken Sie aus der Ferne eher wie eine Antilope und nicht wie ein Hund. Auch ihre Bewegungsweise ist für Raubtiere sehr ungewöhnlich; Mähnenwölfe sind nämlich Passgänger. Das bedeutet, dass immer Vorder- und Hinterpfote einer Körperhälfte fast gleichzeitig aufsetzen. Dies führt zu einem schlendernden Gang, der zumindest bei Hunden ziemlich ungewöhnlich aussieht. Auf diese Weise legen Mähnenwölfe weite Strecken zurück, die sie durch die südamerikanischen Hochgrassavannen führen. Ihre Hochbeinigkeit ermöglicht ihnen auch im hohen Gras noch einen guten Überblick. Mähnenwölfe besetzen Reviere, die entsprechend ihrer Lebensweise sehr gross sein können. In diesen Revieren leben sie als Einzelgänger. Auch dies ist für Hunde, die in der Regel das Leben in der Gruppe bevorzugen, sehr ungewöhnlich. Die Beutetiere der Mähnenwölfe sind eher klein: Meerschweinchen und andere Nagetiere, sowie Gürteltiere, Vögel, Frösche und Eidechsen stehen auf ihrem Speiseplan. Hinzu kommt sehr viel pflanzliche Kost. Grosse Beutetiere sind in ihrem Lebensraum eher rar und ein einzelner Mähnenwolf wäre wahrscheinlich auch nicht in der Lage, ein grösseres Beutetier zu schlagen. Andere Hundearten schaffen dies nur, weil sie in der Gruppe leben und bei der Jagd kooperieren.
Die ungeselligen Einzelgänger werden zu liebevollen "Familientieren", wenn die Paarungszeit gekommen ist. Der Rüde hilft der Hündin bei der Aufzucht der zwei bis fünf Jungtiere, die nach einer Tragzeit von zwei Monaten geboren werden. So regt er zusammen mit der Mutter durch Belecken deren Kot- und Urinabgabe an und versorgt sie mit Nahrung.
Durch Landschaftszerstörung sind Mähnenwölfe heute gefährdet. Da sie grosse Flächen beanspruchen, sind sie ohnehin nicht häufig. Weil diese Flächen als Weiden für die Viehwirtschaft oder zur Besiedelung benutzt werden, wird ihr Lebensraum immer kleiner. Man muss schon sehr grosses Glück haben, um einem Mähnenwolf im Freiland zu begegnen.
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