
Husarenaffe (Erythrocebus patas) - "Rennmeerkatzen" in den afrikanischen Savannen
Affen gelten zwar als sehr geschickt und beweglich, wenn es um das Klettern in Bäumen geht - dass sie aber besonders schnelle Läufer wären, davon kann eigentlich nicht die Rede sein. Aber wie immer gibt es auch hier Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen und der Geschwindigkeitsrekordhalter unter den Affen ist der Husarenaffe. Seine "Endgeschwindigkeit" liegt bei mehr als 50 Stundenkilometern und er braucht nicht mehr als drei Sekunden, um sie zu erreichen. Die mit den Meerkatzen verwandten Husarenaffen haben besonders lange und kräftige Beine und verkürzte Füße und Zehen - alles Merkmale, die sie als schnelle Sprinter ausweisen. Zum Herumklettern in den Bäumen ist solch ein Körperbau nicht sonderlich gut geeignet; er ist eine Anpassung an das Leben auf dem Boden. Und so sind die bevorzugten Lebensräume der Husarenaffen die baumarmen oder baumlosen Gras- und Akazienbuschsavannen südlich der Sahara.
Unauffällig lebt es sich sicherer
Zwischen männlichen und weiblichen Tieren gibt es große Unterschiede in Körperbau und Aussehen. Mit einer Körperlänge von fast 90 cm und einem Gewicht von bis zu 13 kg werden die Husarenaffen-Männer beinahe doppelt so groß und schwer wie die Weibchen. Die Kontraste in der rotbraun dominierten Fellfärbung sind bei den Männchen stärker ausgeprägt als bei den weiblichen Tieren. Husarenaffen leben in gemischtgeschlechtlichen Gruppen mit einem erwachsenen Männchen und mehreren Weibchen mit ihren Kindern unterschiedlichen Alters. Es gibt auch Männchengruppen, in denen sich männliche Tiere zusammenfinden, die entweder ihren Status als "Gruppenmännchen" in einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe verloren haben, oder gerade geschlechtsreif geworden sind und die Gruppe ihrer Mutter verlassen mussten. Auf der Suche nach Nahrung gehen die einzelnen Mitglieder einer Gruppe oft getrennte Wege, so dass sie meist weit voneinander entfernt sind. Vermutlich gehört dieses Verhalten der Husarenaffen zu ihrer Strategie, im Gras der Savanne möglichst wenig aufzufallen und den Blicken möglicher Raubfeinde zu entgehen. So sind sie im Gegensatz zu vielen Affenarten auch ausgesprochen zurückhaltend, was ihre Lautäußerungen angeht. Werden sie doch entdeckt, sind sie ganz auf ihre Schnelligkeit angewiesen, denn Versteckmöglichkeiten sind in der Savanne rar.
Das Kommando haben die Weibchen
Das "Gruppenmännchen" hält sich besonders weit abseits von den übrigen Tieren auf und scheint wenig in die Gruppe integriert zu sein. Es ist auch nicht deren "Anführer"; diese Aufgabe wird von dem ranghöchsten Weibchen übernommen. Das Männchen hat vielmehr die Funktion eines Wachpostens. Es sitzt häufig an erhöhten Stellen und hält nach möglichen Feinden und fremden Husarenaffen-Gruppen Ausschau. Solange es diese Aufgabe erfüllt und nicht durch ein anderes Männchen verdrängt werden kann, darf es in der Gruppe bleiben und für Nachkommen sorgen. Junge Husarenaffen werden nach einer Tragzeit von einem halben Jahr geboren und nach weiteren sechs Monaten entwöhnt. Geschlechtsreif werden sie im Alter von zweieinhalb Jahren. Husarenaffen erreichen ein Alter von 20 Jahren.
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