
Hirscheber oder Babirusa (Babyrousa babyrussa) - Ein Schwein mit Zähnen wie ein Geweih
Unter den Schweinen nimmt der Hirscheber, auch Babirusa genannt, eine Sonderstellung ein. Bis heute sind die genauen verwandtschaftlichen Verhältnisse nicht geklärt. Es gibt Untersuchungen, die es wahrscheinlich erscheinen lassen, dass er nahe mit den Flusspferden verwandt ist, die ihrerseits ja den Schweinen sehr nahe stehen. Mit seinem walzenförmigen Körper, seiner borstigen Haut, den kleinen Ohren und dem Rüssel ist der Hirscheber doch zumindest äußerlich als typischer Vertreter der Schweineverwandtschaft zu identifizieren. Allerdings sind seine Beine für Schweineverhältnisse ungewöhnlich lang und dünn. Hirscheber werden etwas mehr als einen Meter lang und etwa 100 kg schwer. Sie sind damit wesentlich kleiner als zum Beispiel unsere Wildschweine. Was sie von allen anderen Schweinen unterscheidet und im Tierreich einmalig ist, ist der merkwürdige Wuchs der oberen Eckzähne bei den männlichen Tieren. Dass diese wie bei vielen Tierarten stark verlängert sind, ist nicht ungewöhnlich. Auch den Umstand, dass die Eckzähne ausserhalb des Maules getragen werden und ständig sichtbar sind, teilen Hirscheber mit anderen Tieren. Ihre oberen Eckzähne wachsen allerdings von innen durch die Rüsseldecke und wirken zusammen mit den ebenfalls verlängerten unteren Eckzähnen, die seitlich aus der Schnauze ragen, wie eine Art Geweih. Die oberen Eckzähne scheinen zunächst völlig ohne Funktion zu sein; zum Fressen sind sie wegen ihrer Anordnung genauso wenig zu gebrauchen wie wegen ihrer Zerbrechlichkeit zum Kämpfen. Die einzige Funktion, die ihnen zukommen könnte, ist die eines Rang- und Statussymbols. Die bizarren Zähne der Männchen wachsen bogenförmig nach hinten und können so unter Umständen sogar wieder von außen in die Rüsseldecke einwachsen. Die Weibchen tragen kaum verlägerte oder gar keine Eckzähne im Oberkiefer.
Babirusas leben auf dem Gebiet Indonesiens, das aus vielen Inseln und Inselgruppen besteht. Sie bewohnen die Insel Sulawesi, das Togian-Archipel und die Inselgruppe der Molukken. Die Populationen der drei Verbreitungsgebiete unterscheiden sich in einigen Merkmalen, so dass eine Trennung in drei Unterarten gerechtfertigt erscheint. So unterscheidet man zwischen dem Celebes (Sulawesi) - Babirusa, dem Togian-Babirusa und dem Molukken-Babirusa. Der bevorzugte Lebensraum aller drei Unterarten ist der Regenwald. Hier leben die Tiere einzeln oder in kleinen Gruppen und durchwandern ihr Streifgebiet meistens auf festen Pfaden. Wie alle Schweine suhlen Hirscheber gerne, um sich lästiger Parasiten zu entledigen. Ihre Nahrung besteht aus Früchten und Nüssen. Besonders beliebt sind Mangos, es werden aber auch Pilze und Blätter gefressen. Tierliche Proteine nehmen Hirscheber in Form von Insekten auf, die sie bevorzugt in morschem Holz aufstöbern. Anders als unsere Wildschweine meiden Hirscheber landwirtschaftliche Flächen; daher ergeben sich kaum Konflikte mit Bauern. Dennoch werden die Tiere entgegen geltender Schutzbestimmungen bejagt - vor allem wegen ihres Fleisches. Auch die Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftlich nutzbare Flächen trägt zur Abnahme der Populationen bei. Die ohnehin geringen Bestände der Hirscheber gelten heute als sehr gefährdet. In den wenigen Zoos, die Hirscheber halten, bemüht man sich um eine koordinierte Erhaltungszucht. Die ein bis drei Ferkel werden nach einer Tragzeit von fünf Monaten geboren. Sie nehmen schon nach wenigen Tagen feste Nahrung zu sich, werden im Alter von sechs bis acht Monaten endgültig entwöhnt und sind nach ein bis zwei Jahren geschlechtsreif. Hirscheber können bis zu 24 Jahre alt werden.
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