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Gürteltiere (Ordnung Cingulata)
Die Gürteltiere (Cingulata) bilden eine urtümliche Säugetierordnung der Nebengelenktiere (Xenarthra), die vor etwa 50 Millionen Jahren entstand. Heute existieren noch 20 Arten. Die nächsten Verwandten sind, abgesehen von ausgestorbenen Gattungen wie Glyptodon, die Ameisenbären und Faultiere.
Lebensraum
Das Vorkommen der meisten Arten ist beschränkt auf Steppen und Wälder in Brasilien, Bolivien, Paraguay und Argentinien. Darüber hinaus bewohnt beispielsweise die bekannteste Art, das Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus), fast ganz Süd- und Mittelamerika bis zur südlichen USA.
Körperbau
Der spanische Name der Gürteltiere Armadillos bedeutet "Die Gepanzerten". Dieser Panzer, der fast die gesamte Körperoberfläche der Tiere bedeckt, besteht aus Horn- und Knochenplatten, die in der Haut gebildet werden. An Vorder- und Hinterleib sind sie häufig zu starren Rückenschilden verwachsen, dazwischen bilden sie zur Bauchseite offene, querverlaufende Ringe, die bezeichnenden Gürtel. Verbindungen mit überlappenden Hautfalten gewährleisten eine erstaunliche Flexibilität.
Der Kopf - auf der Oberseite ebenfalls mit Schildplatten besetzt - hat eine schmale, spitz zulaufende Form, die Ohren stehen mausartig nach oben ab, die Augen sind sehr klein. Bei einigen Arten ist die Schnauze röhrenartig verlängert. Die kurzen Beine haben starke Krallen, der spitze Schwanz ist von Knochenringen umgeben.
Die Größe der Arten variiert von dem 15cm langen, 100g schweren Gürtelmull (Chlamyphorus truncatus) bis zum 60 kg schweren Riesengürteltier (Priodontes giganteus), das ohne Schwanz eine Länge von 1 m erreicht.
Lebensweise
Die meisten Gürteltiere sind nachtaktive Einzelgänger. Mit ihrer langen, klebrigen Zunge und den kleinen, schwachen Zähnen sind sie auf Nahrung in Form von Insekten und anderen Wirbellosen spezialisiert. Größere Arten fressen auch kleine Wirbeltiere wie Eidechsen und Mäuse, seltener Aas und Pflanzenkost. Der bestens entwickelte Geruchssinn spürt die Beute bis zu 20 cm tief im Erdboden auf, die daraufhin ausgegraben wird. Dabei sind die Tiere in der Lage, bis zu sechs Minuten lang die Luft anzuhalten, um die Atemwege freizuhalten.
Das Riesengürteltier hält mit über 15 cm den Rekord der größten Krallen im ganzen Tierreich. Damit reißt es mühelos Termitenhügel auf und gräbt sich sogar durch Beton.
Trotz des plumpen und scheinbar starren Körperbaus können sich Gürteltiere erstaunlich flink fortbewegen. Einige sind sogar gute Schwimmer, wobei sie vorher Luft in Magen und Darm schlucken, damit sie in ihrer Rüstung nicht untergehen. Zum Schlafen graben sie sich im Boden ein.
Bei Gefahr im Freien ziehen sich die Gürteltiere blitzschnell zusammen. Arten wie das Braunborsten-Gürteltier (Chaetophractus villosus) pressen sich dabei fest an den Boden, so dass nur die Panzerung attackiert werden kann. Die meisten anderen bilden so rundum geschützte Kugeln. Vor allem bei den Kugelgürteltieren (Tolypeutes) ist der Panzer dabei so lückenlos verzahnt und der Muskelschluss so fest, dass kein Fressfeind, ausgenommen der Jaguar, diese Schale knacken könnte. Werden sie dagegen in ihrer gegrabenen Höhle angegriffen, spreizen einige Arten ihre Knochenplatten ab und verankern sich so fest im Erdboden. Die Krallen lassen sich dabei gut zur Verteidigung einsetzten.
Fortpflanzung
Einige Gürteltier-Weibchen können den männlichen Samen bis zu zwei Jahren im Körper aufbewahren, bevor eine Befruchtung eintritt. So werden in ungünstigen Zeiten keine chancenlosen Nachkommen hervorgebracht. Nach einer Tragzeit von bis zu vier Monaten bringen Gürteltiere ihre Jungen in ihren Höhlen zur Welt. Beim Neunbinden-Gürteltier sind es ausschließlich eineiige Vierlinge, was einzigartig im Tierreich ist. Die Jungen haben anfangs noch eine weiche, ledrige Haut und werden nur wenige Wochen gesäugt.
Verhältnis zum Menschen
In Südamerika werden Gürteltiere oft wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches gejagt, was neben der Lebensraumvernichtung durch den Menschen bei einigen Arten bereits zur bedrohlichen Dezimierung geführt hat. Dagegen vermehrt sich beispielsweise Das Neunbinden-Gürteltier beständig und breitet sich weiter nach Nordamerika aus. Mancherorts werden die Tiere zur Schädlingsbekämpfung angesiedelt oder als Haustiere gehalten. Die Panzer der toten Tiere werden gern als skurrile Körbe an Touristen verkauft. Früher wurden Charangos aus ihnen hergestellt.
Wegen ihrer ungewöhnlich niedrigen Körpertemperatur sind die Gürteltiere die einzig Tiergruppe, die das Bakterium der Leprakrankheit in sich tragen kann. Das macht sie unverzichtbar bei der Erforschung von Impfstoffen.
Stammesgeschichte
Die heutigen Gürteltiere bilden nur einen Teil einstiger Artenvielfalt ab. Während die modernen Arten klein sind, erreichte die fossile Gattung Glyptodon, die auch als Riesengürteltier bezeichnet wird, die Größe eines Autos. Die ausgestorbenen Arten waren im Gegensatz zu den heutigen insektenfressenden Arten zum Großteil Pflanzenfresser.
Glyptodon und einige andere Stammlinienvertreter der rezenten Gürteltiere werden heute in einem Taxon Glyptodontidae zusammengefasst.
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