
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Goldkopf - Schildkröte (Cuora aurocapitata) - Woher kommen sie?
Zuerst die gute Nachricht: Die Erde beheimatet mehr
Schildkrötenarten als die Fachwelt noch vor kurzem jemals
zu träumen gewagt hätte. In den letzten 15 Jahren wurden
Jahr für Jahr »neue« Schildkrötenarten wie die Goldkopfschildkröte
wissenschaftlich beschrieben. Und nun die schlechte
Nachricht: All diese Neuentdeckungen wurden auf chinesischen
Tiermärkten gemacht, wo lebende Schildkröten zu Millionen
als Lebensmittel und Medizin verkauft werden. Wie
viele weitere, der Wissenschaft bisher unbekannte Arten bereits
- möglicherweise bis zum allerletzten existierenden Exemplar
- über die Ladentheken gingen, darüber kann man allenfalls
spekulieren. Viel mehr als spekulieren kann man derzeit
auch bei den meisten der »bekannten Neuen« nicht: Wo das
natürliche Verbreitungsgebiet der Goldkopfschildkröten liegen
mag, wie sie dort leben, und ob überhaupt noch einige Exemplare
in Freiheit übrig geblieben sind.
Wohin gehen sie?
Bedingt durch die Reform und Öffnung der chinesischen
Wirtschaft boomt der Schildkrötenhandel. Mindestens 12-20
Millionen Schildkröten werden dort nach Berechnungen der
Naturschutzorganisation »Pro Wildlife« Jahr für Jahr verbraucht.
Andere Kenner der Problematik halten diese Zahlen
sogar noch für zu niedrig angesetzt. Die meisten der Tiere auf
den Märkten sind - überwiegend illegal - der Freiheit entnommen.
Da die allermeisten Schildkrötenarten ähnlich wie Menschen
Jahre heranwachsen müssen, bis sie geschlechtsreif werden,
brechen die Populationen ganzer Landstriche durch den
Aderlass zuchtfähiger Tiere schnell zusammen. Die chinesischen
Aufkäufer müssen jetzt schon in immer entferntere Regionen
zum Heranschaffen des Nachschubes reisen. Inzwischen
landen bereits Schildkröten aus Papua-Neuguinea und
Paraguay auf den Märkten Südchinas. Alle Schildkrötenarten
der Erde sind potenziell von diesem Handel betroffen, besonders
aber die Arten aus China selbst, und darunter wieder in
existenzieller Weise all jene »neuen« Arten, deren genauen Vorkommensgebiete
wir nicht einmal kennen. Gelingt es nicht, durch detektivisches Zurückverfolgen der
Handelswege bis zu den örtlichen Fängern oder durch (leider
von Tag zu Tag weniger wahrscheinliches) Auffinden letzter
freilebender Restpopulationen die ursprünglichen Lebensräume
dieser Arten zu identifizieren, wäre auch eine Erhaltungszucht
in Zoologischen Gärten nur eine halbe Sache, denn ohne
Kenntnis der ursprünglichen Vorkommensgebiete könnte man
die nachgezüchteten Tiere nie mehr auswildern. Ein Erhaltungsprojekt
bliebe auf ewig unvollendet...
Der Anfang ist gemacht
Alamiert durch die in dieser Größenordnung wohl noch nie
da gewesene Vernichtung einer gesamten Tiergruppe haben
sich in den letzten zwei Jahren private Schildkröten-Liebhaber,
Zoofachleute und Naturschützer aus halb Europa zu einer bisher
wohl ebenfalls einmaligen Allianz zusammengetan, um im
Allwetterzoo Münster eine Erhaltungsstation für chinesische
Schildkröten auf die Beine zu stellen. Gemeinsam tragen sie
die Kosten für den Bau der Anlage, bringen die wenigen in Europa
befindlichen Tiere der bedrohten chinesischen Schildkrötenarten
zur Vermehrung zusammen und garantieren breit gefächertes
Fachwissen. Dieses Projekt wird auch langfristig
finanziell vom Allwetterzoo Münster und den beteiligten
Schildkrötenexperten getragen, um so die Basis für eine
zukünftige Wiederauswilderung der gefährdeten Schildkröten
zu ermöglichen, sobald die Situation in China das zukünftig zulassen
wird.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Aufdecken der Herkunftsgebiete möglichst vieler der
»neuen« Schildkrötenformen durch detektivisches Zurückverfolgen
der Handelswege und durch Nachsuche in vermuteten
Lebensräumen.
- Verhandlungen mit den inzwischen zum Thema zunehmend
sensibilisierten chinesischen Behörden über den
aktiven Schutz eventuell aufgefundender Restvorkommen
und/oder Schutz bzw. Renaturierungsmaßnahmen von
geeigneten Biotopen zur späteren Wiederansiedlung von
in Europa nachgezüchteten Tieren.
- Langfristige Auswilderung nachgezüchteter Tiere.
- Unterstützung von Öffentlichkeitsarbeit unter den
»Schildkröten-Verbrauchern« in Südchina.
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