
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von der Stiftung Artenschutz zur Verfügung gestellt.
Die Stiftung Artenschutz ist eine Gemeinschaftsinitiative von angesehenen Zoologischen Gärten, Tierparks und Naturschutzorganisationen. Erklärtes Ziel ist der Erhalt in ihrer Existenz gefährdeter Tierarten, für die es bislang keine ausreichende Lobby gibt, sowie der Schutz ihrer ursprünglichen Lebensräume. Dafür werden Förderer gesucht, die Projekte zum Schutz der Tiere finanziell unterstützen. Wenn Sie mehr über die Stiftung Artenschutz und Fördermöglichkeiten erfahren möchten, klicken Sie einfach hier! |
Dolchstichtauben (Gattung Gallicolumba) - Fußgänger im Regenwald
Der biologische Reichtum der Inselwelt Südostasiens wird
nur von wenigen anderen Regionen der Erde erreicht.
Diese Artenvielfalt beruht unter anderem auf der Tatsache,
dass Inseln die genetische Isolation der auf ihnen vorkommenden
Tier- und Pflanzenarten bewirken. In erdgeschichtlich langen
Zeiträumen entwickeln sich deshalb Populationen auf verschiedenen
Inseln, die ursprünglich auf gemeinsame Vorfahren
zurückgehen, zu eigenständigen Arten. So besitzen Inselnationen
zwar besonders viele Arten, die jedoch überwiegend nur
kleine bis kleinste Vorkommensgebiete haben und schon alleine
deshalb potentiell besonders gefährdet sind.
All dies trifft auf die Dolchstichtauben zu - einzigartige Bewohner
des Regenwaldbodens verschiedener philippinischer
Inseln. Fünf Arten gibt es auf den Philippinen, jede jeweils nur
auf einer bestimmten Inselgruppe und nirgendwo anders auf
der Welt - im Fachjargon nennt man das »endemisch«.
Ein blutroter, wie eine Stichwunde aussehender Fleck auf
der Brust gab den Tieren ihren Namen. Im englischen heißen
sie gar poetisch bleeding-heart pigeon - »Taube mit blutendem
Herz«. Im Gegensatz zu den meisten anderen Taubenarten leben sie
nicht in Bäumen, sondern bewegen sich fast den ganzen Tag
auf dem Boden - flüchten sogar bei Gefahr zu Fuß ins Unterholz.
Obwohl voll flugfähig, eroberten sich die Dolchstichtauben
den Waldboden als spezielle Lebensnische.
Der Boden brennt
unter den Füßen
Der Tiefland-Regenwald, in dem alle Dolchstichtauben ausschließlich
vorkommen, ist der am stärksten von Zerstörung
betroffene Waldtyp der Philippinen. Obwohl nur noch kleine
Reste dieses wertvollen und wissenschaftlich nach wie vor
wenig erforschten Lebensraumes erhalten sind, geht die Brandrodung
weiter. Auf diese Weise gelangten inzwischen vier der
fünf Dolchstichtaubenarten an den Rand der Ausrottung - von
der Negros-Dolchstichtaube (Gallicolumba keayi) und der
Tawi-Tawi-Dolchstichtaube (Gallicolumba menagei) existieren
jeweils nur noch wenige Paare.
Der Anfang ist gemacht
- Das Feldprojekt PESCP der Ruhr-Universität Bochum
führt ein langfristiges Naturschutzprojekt im Tiefland-Regenwald
auf der Pandan-Halbinsel der Insel Panay durch.
Erstmalig gelang dabei 1999 der Nachweis der Negros-
Dolchstichtaube für Panay durch die Dokumentation eines
Nestes und das Fotografieren zweier Tiere.
- Mit Unterstützung von Zoos und Vogelliebhabern konnten
auf der Insel Negros erste Volieren zur Aufnahme beschlagnahmter
oder verletzter Dolchstichtauben errichtet werden.
Internationale Experten sicherten zudem bereits ihre fachliche
Unterstützung beim künftigen Aufbau einer Erhaltungszucht
in menschlicher Obhut zu.
- Zwischen der philippinischen Regierung und dem Zoo Bristol
wurde ein Abkommen unterzeichnet, das die zukünftige
Kooperation bei Schutzmaßnahmen vertraglich regelt
und auf dem auch die Aktivitäten der Stiftung Artenschutz
basieren.
Das Arbeitsprogramm
der Stiftung Artenschutz
- Fortführung der Erfassung der letzten Vorkommen von
Dolchstichtauben vor allem auf der Insel Mindoro und
dem Sulu-Archipel.
- Unterstützung von Schutzmaßnahmen letzter Tiefland-
Waldreste auf der Pandan-Halbinsel (Panay) sowie auf
Mindoro.
- Langfristige Unterstützung der Erhaltungs-Zuchtstationen
auf Negros und Planung einer weiteren Station auf Mindoro.
Finanzielle Abdeckung der Aufwendungen für Futter,
Pflege und veterinärmedizinische Betreuung der
Tiere.
- Intensivierung der Lobbyarbeit zur Errichtung von
Schutzgebieten in den Rückzugsgebieten der Dolchstichtauben.
- Naturschutzaufklärung und gemeinsam mit der örtlichen
Bevölkerung Suche nach nachhaltigen Lebensformen. Dadurch
langfristig Verwurzelung des Naturschutzgedankens
vor Ort, mit dem Ziel, den sensiblen und wertvollen
Lebensraum Tiefland-Regenwald zu erhalten.
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