
Balistar (Leucopsar rothschildi) - Eine der seltensten Vogelarten überhaupt
Der Balistar ist eine ziemlich "neue" Tierart. Er ist der Wissenschaft erst seit 1912 bekannt, als er von dem Ornithologen Erwin Stresemann beschrieben wurde. Ein Jahr zuvor hatte er ihn auf einer Forschungsreise gesammelt. Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Starenart beschränkt sich auf die Insel Bali, die heute zu Indonesien gehört. Die Vögel bewohnen Monsun-Regenwälder und Akazien-Savannen. Sie werden bis 25 cm lang und 90 g schwer. Balistare fressen verschiedene Insekten, vor allem Ameisen, Termiten und Raupen. Früchte und Samen stehen auch auf ihrem Speiseplan. Für den Nestbau bevorzugen sie alte Spechthöhlen. Während der Brutsaison können die Männchen sehr aggressiv werden. Ausserhalb der Brutsaison lebten Balistare früher in Schwärmen von etwa 40 Individuen. Die Betonung liegt hierbei auf "früher", da die gesamte wildlebende Population heute kleiner als 40 Vögel ist.
Die Bestände des Balistars waren nie sehr gross, aber sie umfassten immerhin einige hundert Tiere in der nicht allzu fernen Vergangenheit. Die Situation wurde 1990 ausserordentlich dramatisch, als nur noch 13 Tiere im Freiland gefunden werden konnten. Die Abnahme der Bestände begann bereits kurz nach der Entdeckung des Balistars. Das weisse Gefieder mit den schwarzen Flügeln und der blaue Augenring machten die Vögel für den Käfigvogelhandel attraktiv. Und je seltener sie wurden, desto attraktiver wurden sie für bestimmte Sammler. Ein weiterer Grund für den Rückgang waren durch Menschen verursachte Veränderungen im Lebensraum der Balistare. Diese förderten die Konkurrenz durch eine andere Starenart, die mit den veränderten Lebensbedingungen besser zurecht kam.
Der Balistar ist heute durch indonesische Gesetze geschützt. Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf den Bali Barat Nationalpark, wo die Vögel durch bewaffnetes Personal beschützt werden. Die wildlebende Population wurde durch gezüchtete Vögel vergrössert, umfasst aber immer noch nicht mehr als 32 Individuen (geschätzt 1999). Balistare werden in Zoos und Vogelparks gezüchtet. Hier befinden sich zur Zeit etwa 700 Vögel. Aber die Zucht macht nur Sinn, wenn es möglich wird, die freilebende Population zu stabilisieren. Das europäische Erhaltungszuchtprogramm für den Balistar wird vom Kölner Zoo koordiniert. Das In-situ-Projekt auf der Insel Bali wird vom Brehm Fonds, der vom Vogelpark Walsrode ins Leben gerufen wurde, unterstützt.
Ausführliche Berichte über den Kölner Zoo und den Vogelpark Walsrode finden Sie auf unserer CD-ROM "Zoos in Deutschland".
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